CDU-Senioren in Kevelaer
Nach einem einstündigen Stadtrundgang in eigener Regie fanden sich alle Fahrtteilnehmer in der Wallfahrtskirche ein. Dort wartete der angesehene und in Musikerkreisen viel beachtete Organist der Kirche Elmar Lehnen auf die Gruppe, um sie in einem unterhaltsamen Vortrag über seinen Dienst und sein Instrument, die große Seifert-Orgel, und dessen Geschichte zu unterrichten.
Die Orgel der Marienbasilika ist mit ihren jetzt 149 Registern die größte deutsch-romantische Orgel der Welt. Sie besteht aus der Hauptorgel auf der Westempore und einem Fernwerk auf der nördlichen Querhausempore ohne eigene Spielanlage. Das Instrument geht in großen Teilen zurück auf ein Instrument, das in den Jahren 1906–1907 von der Orgelbaufirma Ernst Seifert erbaut worden ist. Bei einem Bombentreffer im Jahre 1945 wurde das Fernwerk zerstört. Die Hauptorgel überstand den Krieg nahezu unbeschädigt und litt erst unmittelbar nach Kriegsende, als insbesondere große Teile des Prospekts entfernt und verheizt wurden. Bereits kurz nach dem Krieg wurde das Instrument provisorisch wiederhergestellt, wobei einige Stimmen aufgegeben wurden und das Instrument in Teilen verändert wurde. 1987 wurde ein Chamade-Werk hinzugefügt. Das Instrument hatte nun 128 Register.
Ein Brand in der Kirche im Jahre 2002, den das Instrument unbeschadet überstand, wurde zum Anlass für eine Rückführung des Instruments auf den historischen Zustand von 1926 genommen. Dabei wurde auch das Fernwerk ohne eigene Spielanlage rekonstruiert. Auch der viermanualige, freistehende Generalspieltisch auf der Westempore wurde rekonstruiert und mit einer elektronischen Setzeranlage ausgestattet. Derzeit fehlen gegenüber dem ursprünglichen Zustand noch vier Register. Der Organist Elmar Lehnen, selbst als Orgelvirtuose weltbekannt, kann viele renommierte Organisten aus der ganzen Welt zu den alljährlichen Orgeltagen in Kevelaer begrüßen. In einer 20-minütigen Improvisation stellte er den Klangreichtum der Orgel vor.
Die Orgelbaufirma Seifert, die 1906 eigens für den Bau dieser Orgel von Köln nach Kevelaer verlegt wurde, ist auch heute noch mit großem Erfolg weltweit tätig. Ihr statteten die CDU-Senioren einen Besuch ab.
Ein Mitarbeiter führte durch den Betrieb, gab Auskunft über die einzelnen Arbeitsschritte beim Orgelbau und unterrichtete über die Geschichte der Firma, die 2010 das 125-jährige Bestehen der Werkstatt feierte und heute in fünfter Generation von Roman Seifert geführt wird. Die Orgel für die Marienbasilika ist die größte, die bisher die Werkstatt verlassen hat. Im Laufe ihrer Geschichte hat das Unternehmen über 1000 Orgeln gebaut, u.a. auch die Orgeln in Graes, Legden und Wessum.
Je nach Größe braucht das Unternehmen für eine Orgel 2000 bis 17000 Arbeitsstunden. Für Seifert ist das Bauen mit Massivholz heute Standard. In seiner Werkstatt lagern Eichenbretter, Fichte für die Pfeifen und Obstholz für die kleinen Pfeifen. Luftgetrocknetes Holz ist eine Grundvoraussetzung für die Qualität und Langlebigkeit einer Orgel. Der heute 35-Jährige Orgelbauer ist relativ jung in die Familienfirma eingestiegen und inzwischen Chef von 34 Mitarbeitern. Derzeitige Großaufträge der Firma sind die Orgeln für die Dome in Speyer und Hildesheim.
Freundschaftliche Beziehungen des Vorsitzenden der Seniorenunion Franz-Josef Weuthen zu den Familien des Orgelbauers und des Organisten hatten diese informativen Besuch ermöglicht.