„Es ist ruhiger geworden um die Flüchtlingssituation direkt bei uns vor Ort“, leitete der Stadtverbandsvorsitzende Dr. Michael Räckers im voll besetzten Saal der Gaststätte Enning zur Barriere ein. Aber auch wenn die Presseartikel und Nachrichtensendungen zum Thema Flüchtlinge längst auf die hinteren Seiten der Zeitungen und Nachrichten gerutscht sind, die Menschen sind weiterhin da. Jetzt steht die eigentliche Integrationsarbeit an.
v.l.n.r. Jens Spahn, Michael Räckers, Christian Rudde, Rebecca Brüggemann, Norbert Buss, Carmen Esposito-Stumberger und Gabi Uppenkamp Auf Einladung der CDU-Verbände Ahaus und Legden diskutierten die Podiumsgäste Rebecca Brüggemann (ehrenamtliche Integrationslotsin aus Asbeck), Carmen Esposito-Stumberger (Projekt Integrationslotsen Ahaus), Norbert Buss (BBS/BOZ Ahaus) und Jens Spahn (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen), über die Herausforderungen der Integration. Sie sprachen sehr leidenschaftlich über Ihre Erfahrungen und Ansichten aus der Flüchtlingshilfe. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erhielt der aus Guinea (Westafrika) stammende Flüchtling Thierno Diallo die Möglichkeit seine Geschichte zu erzählen. Auf Deutsch erklärte er, dass seine Familie verfolgt wurde und ihm das gleiche Schicksal drohte. Daher blieb ihm nur die Flucht nach Europa. Nach ein paar Jahren in Spanien, lebt er seit 2014 in Deutschland, genauer in Asbeck. Der lebensfrohe Thierno Diallo hatte immer das Ziel die Schule zu besuchen um später den Menschen einmal etwas zurückgeben zu können. Mit der Hilfe der Integrationslotsen ist ihm das nun auch gelungen. Während Frau Brüggemann und Frau Esposito-Stumberger feststellen konnten, dass diese Menschen auch etwas in unsere Kultur mitbringen und die Initiative zur Integration besonders von der Seite der Flüchtlinge ausgeht, lenkte Norbert Buss auch einmal den Blick zurück und verwies auf die erste Einwanderungswelle ab den Fünfzigerjahren, ohne die wir den Wiederaufbau und die heutige wirtschaftliche Stärke wohl nie erreicht hätten.
Das System zur Flüchtlingsaufnahme war in den letzten Jahren auf „Schönwetter“ ausgelegt, stellten die Teilnehmer unisono fest. Daher muss aktuell an allen Stellen nachjustiert werden und für viele Themen durch die Politik ein neuer Rahmen geschaffen werden. Dies zeigte sich auch an vielen Fragen aus dem Publikum, beispielsweise warum viele Flüchtlinge nicht direkt arbeiten gehen dürfen, warum die Registrierung nach wie vor so lange dauert oder warum Aspekte wie der Familiennachzug sich so schwierig gestalten.
Nicht bei jedem Themenpunkt wurde ein Konsens erzielt, aber das ist sicherlich auch den vielen unterschiedlichen Betrachtungswinkeln der Gäste auf dem Podium, sowie aus dem Publikum geschuldet. Einig waren sich alle aber durchaus in der Botschaft, die Spahn formulierte, dass humanitäre Hilfe auch immer bedeutet, dass wir mit den ankommenden Menschen teilen müssen, dies aber auch uns und unsere Gesellschaft bereichert.
Mit dem EM-Deutschlandspiel im Hinterkopf wurde die Diskussionsrunde vom Moderator Christian Rudde nach gut zwei Stunden intensiver Debatte geschlossen und die Vorsitzende des Ortsverbandes CDU-Legden-Asbeck Gabi Uppenkamp bedankte sich bei den Zuhörern und den Podiumsgästen für den gelungenen Abend. Dass die vielen anwesenden Flüchtlinge alle mit deutschen Fußballarmbändernn oder gar im Deutschlandtrikot gekleidet waren, ist hier nur eine Randnotiz. Es bleibt die Einladung an alle Interessierten sich z.B. bei den Integrationslotsen zu melden und sich für eine gelingende Integration zu engagieren.